NKG VII (Mainz 2010)

Neue Kulturgeographie VII: „Mind the Gap“ – Von Brüchen und Differenzen

28. – 30. Januar 2010 in Mainz

Die Neue Kulturgeographie in Deutschland hat sich in den letzten Jahren innerhalb der Human- geographie als Strömung verschiedenster theoretischer Ansätze etabliert, denen gemeinsam das Anliegen ist, eine Kulturgeographie nach dem „cultural turn“ zu begründen. Prägend für die ver- gangenen sechs Tagungen war dabei eine konstruktivistische Auffassung von Wirklichkeit, die Anlass zur kritischen Auseinandersetzung mit konventionellen geographischen Fragestellungen sowie theoretischen und methodischen Herangehensweisen bot.

Anknüpfend an diese Tradition möchte die Tagung 2010 in Mainz das Augenmerk der kritischen Reflexion auf inner- und transdisziplinäre Gräben, Brüche und Differenzen legen. Das Verhan- deln und die Annerkennung von Brüchen und Differenzen sollen die Schärfung des Standpunk- tes der noch jungen Strömung fördern, eine kritische Weiterentwicklung anregen und eine kon- struktive Positionierung der Neuen Kulturgeographie in der Geographie ermöglichen. Im Zentrum der Diskussion sollen dabei nicht nur theoretisch-konzeptionelle und forschungspraktische Brü- che und Differenzen stehen, die innerhalb der Neuen Kulturgeographie bestehen, sondern auch solche, die Gräben in der Abgrenzung zu anderen geographischen Forschungsrichtungen ent- stehen lassen.

In ihren Arbeiten über Gräben, Brüche und Differenzen beziehen sich Vertreter der Neuen Kul- turgeographie häufig auf theoretische Konzepte französischer Autoren wie bspw. Derrida, Fou- cault oder de Saussaure. Deren Weg in die deutschsprachige Geographie vollzieht sich jedoch oft nicht direkt, sondern über die englischsprachige Geographie, so dass es zu zahlreichen Sinn- und Bedeutungsverschiebungen und zu unterschiedlichen Rezeptionen dieser Autoren in den verschiedenen Sprachräumen kommt. Umso erstaunlicher ist es, dass neueren kulturgeographi- schen Entwicklungen im französischen Sprachraum bisher kaum Beachtung in der deutschspra- chigen Kulturgeographie geschenkt wird. Die Tagung in Mainz möchte vor diesem Hintergrund dazu beitragen, den Graben zur frankophonen Geographie zu überwinden und für die Brüche und Differenzen zwischen unterschiedlichen kulturgeographischen Argumentationen zu sensibili- sieren.

Neue Impulse zur Weiterentwicklung der deutschsprachigen Neuen Kulturgeographie sollen vor diesem Hintergrund in mehreren thematisch fokussierten Panels entwickelt werden, in denen die Thematisierung theoretisch-konzeptioneller Differenzen und Gemeinsamkeiten in den Debatten der deutschsprachigen und der französischsprachigen Kulturgeographie im Fokus stehen wer- den.

Besonders erwünscht sind vor diesem Hintergrund insbesondere Beiträge, die auf die oben skiz- zierten Themenstellungen im Rahmen von Gräben, Brüchen und Differenzen referieren. Will- kommen sind darüber hinaus jedoch auch alle Vortragsangebote, die sich in einem weiteren Sinn im Rahmen der Neuen Kulturgeographie verorten lassen.

Organisation: Tobias Boos, Philippe Kersting, Matthias Lahr, Sandra Petermann, Eva Riempp, Julia Rössel, Nadine Scharfenort, Christian Steiner, Torsten Wißmann, Myrjam Wüst und Stefan Zimmermann

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