NKG V (Jena 2008)

Neue Kulturgeographie V: Kulturelle Dimensionen geographischer Praktiken

25.01. – 26.01.2008

in Jena

Am 25. und 26. Januar 2008 findet in Jena die Tagung ‚Neue Kulturgeographie V’ im Anschluss an den Tagungszyklus in Leipzig, Münster, Heidelberg und Frankfurt am Main statt. Die Tagung bietet ein Forum für theoretische wie empirische Arbeiten im Bereich der Neuen Kulturgeographie. Es wird gebeten, die Beiträge auf die kulturellen Dimensionen jener sozialen Praktiken und Kommunikationen zu fokussieren, die den Alltag räumlich in materieller, normativer und signifikativer Hinsicht strukturieren. Durch den Einbezug von Discussants soll ferner eine pointierte Zusammenfassung der vorgestellten Beiträge ermöglicht werden, um die anschließende Diskussion schärfer zu profilieren und die Hauptargumente in Bezug auf das Verhältnis von Gesellschaft, Raum und Kultur kritisch zu beleuchten. Damit ist geplant, eine Anregung zur stärkeren Reflexion über die Leistungen, aber auch über potenzielle blinde Flecken von ‚Kultur in der Geographie’ zu geben.

Auf dieser Grundlage kann eine wissenschaftspolitische Diskussion zur künftigen Ausrichtung und Rolle der Neuen Kulturgeographie angestoßen und gegebenenfalls in Grundzügen konturiert werden. Hierbei sind mögliche Konsequenzen der cultural turns für die weitere institutionelle Ausgestaltung der Neuen Kulturgeographie sowie sich eröffnende interdisziplinäre und/oder politische Kooperationen zu thematisieren. Im Mittelpunkt dieses Schwerpunktes wird die Revision und Neuausrichtung der IGU- Initiative für ein Internationales UN-Jahr zu „Cultures and Civilization for Human Development“ stehen.

Die Tagung umfasst sechs thematische Blöcke und ein Sonderpanel, zu denen Beiträge von max. 20 Minuten Länge eingereicht werden können. Die folgende Differenzierung der jeweiligen Themenfelder sowie die damit verknüpften möglichen Fragestellungen sind lediglich als eine erste Orientierung und als Einladung zu verstehen.

Kultur und wissenschaftliche Praktiken: Wissenschaft ist in der Regel ein globalisierter Kommunikationszusammenhang. Dennoch ist wissenschaftliches Arbeiten kulturell in lokale Spezifika eingebettet und wird entsprechend kommuniziert. Mit welchen Zugängen und anhand welcher empirischen Beispiele kann dieser Nexus von Wissenschaft/Raum/Kultur beschrieben und verdeutlicht werden? Welche Vorstellungen von Kultur und Raum stehen hinter den jeweiligen Kombinationen? Welche Konzeptualisierungen von Kultur sind innerhalb der geographischen Wissenschaft beobachtbar?

  • Kultur und ökonomische Praktiken: Kultur und Ökonomie durchdringen sich in immer stärkerem Ausmaß. Wie wird ‚Kultur’ dabei konzipiert, welche Herstellungsweisen von Kultur liegen vor? Welche Implikationen weist die Kulturalisierung der Ökonomie für das Verhältnis von Konsumtion, Produktion und Markt in geographischen Bezügen auf? Wie kann das Verhältnis von Kultur und Ökonomie zu Globalisierung und Regionalisierung beschrieben werden? Wann und wozu werden nationalökonomische Zusammenhänge imaginiert und inszeniert?
  • Kultur und politische Praktiken: Kultur spielt in der formellen Politik, genauer in der Außen(darstellungs)politik, wieder eine gewichtige Rolle. Welche kulturellen Grenzziehungen erscheinen dabei und wie werden sie unterlaufen? Wie wird Kultur in räumlicher Perspektive in die Politik eingebunden und wozu? Welche raumbezogenen Planungen und Politiken, etwa im Bereich der Forcierung von regionaler Identität, werden explizit als kulturell gekennzeichnet?
  • Kultur und die Praktiken des Erinnerns, Bewahrens, Schützens und Pflegens: In der Debatte um schützenswerte Orte, Räume und Landschaften wird immer auch an eine alte Semantik von Kultur als jene der Bewahrung und der Pflege angeknüpft. Dabei haben sich in zeitlicher und räumlicher Hinsicht zahlreiche Transformationen dessen ergeben, was in gesellschaftlichen Diskursen als pflegenswert artikuliert wird. Welche Praktiken symbolischer Aneignung kommen bei der Bewertung von materiellen Artefakten oder ‚natürlichen’ Konstellationen als Kultur- bzw. Natur(welt)erbe zur Anwendung? Welche Vorstellungen von ästhetischen Orten werden dabei kommuniziert?
  • Kultur und religiöse Praktiken: Religionsgeographien bilden nach wie vor ein weitgehend unbearbeitetes Forschungsfeld innerhalb der Geographie, versprechen aber gerade mit der Aufnahme des und in Auseinandersetzung mit dem cultural turn neue Perspektiven. Die Tagung soll vor allem als Forum dienen, neuere Perspektiven innerhalb dieses Forschungsfeldes vorzustellen und die Praktiken, welche den verschiedenen Geographien des Religiösen zugrunde liegen, in die allgemeine Debatte um die Neue Kulturgeographie einzubinden.
  • Kultur und die Praktiken des Körperlichen: Obwohl der cultural turn klassischerweise eher mit dematerialisierten Geographien in Verbindung gebracht wird, gewinnen in jüngerer Zeit Ansätze stark an Bedeutung, welche den Körper als bodily social fokussieren. Hierzu gehören Forschungen, die sich im weitesten Sinne mit ‚Behinderung und Benachteiligung’ (geographies of disability, geographies of mental illness) oder ‚Optimierung’ (genetische und andere manipulative Eingriffe, wie etwa Doping) beschäftigen und ihre geographischen Dimensionen analysieren. Wie lassen sich Materialitäten und insbesondere der Körper sinnvoll als Forschungsgegenstände in die kulturgeographische Perspektive einbinden?
  • Sonderpanel Forschungspolitik: IGU-Initiative für ein Internationales UN-Jahr

Organisation: Prof. Dr. Benno Werlen, Dr. Marc Redepenning

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