26.–28. Januar 2017, Universität Bayreuth
Prioritäten, Irritationen, Relevanz: was tun?
Call for Papers
Neue kulturgeographische Forschungs- und Lehrpraxis muss sich vermehrt Fragen der Relevanz, Priorisierungen und der damit verbundenen Verantwortung stellen. Implizit haben sich frühere Tagungen diesen Themen (bspw. Frankfurt 2007, Hamburg 2012, Graz 2016) bereits gewidmet. Die NKG XIV möchte die Frage nach der Relevanz, den Prioritäten und dem Irritationspotential in ihren verschiedenen Facetten einer grundsätzlicheren Reflexion unterziehen.
Im Zuge neoliberaler wissenschaftspolitischer Neuausrichtungen ist die Forderung nach Relevanz im Sinne direkter Anwendbar- oder ökonomischer Verwertbarkeit allgegenwärtig. Nicht nur vor diesem Hintergrund scheint es angebracht, den Blick für die Bedeutung gegenwärtiger Neuausrichtungsprozesse (von Wissenschaft, Human- und Neuer Kulturgeographie) zu schärfen.
Anfänglich als Kritik an positivistischen, universalistischen und am Entwicklungsparadigma orientierten Ansätzen verstanden, stellt sich angesichts des ‚Ankommens im Mainstream’ der NKG jedoch verstärkt die Frage, inwiefern sie noch eine Irritation für die Humangeographie als Ganzes darstellt. Die Diskussion um die Relevanz (neuer) kulturgeographischer Forschungsansätze ließe sich somit auch als Versuch verstehen, beobachtbare Priorisierungen innerhalb und im Umfeld der Neuen Kulturgeographie zu hinterfragen: beispielweise die untergeordnete Rolle gesellschaftspolitischer Themen (wie Rassismus, Migration, Ungleichheit) oder die Bevorzugung theoretischer Arbeiten im Verhältnis zu stärker empirisch geleiteten Zugängen.
Die Tagung Neue Kulturgeographie XIV orientiert sich um dieses Spannungsfeld in der Absicht, ihrerseits mit einer gewissen Lust an der Irritation das Bedürfnis nach Relevanz einerseits provokativer und andererseits systematischer und reflektierter anzugehen. Nicht zuletzt soll damit die Frage, was zu tun ist, ins Zentrum der Diskussion rücken.
Teilnehmer_innen sind dazu herzlich eingeladen, sich mit einer oder mehreren der folgenden Fragen zu beschäftigen:
- Was ist für wen, wo, und warum eigentlich ‚relevant’? Wer oder was bestimmt, welche Themenfelder, Theorien, Frage- und Problemstellungen prioritär und ‚es wert sind’, bearbeitet zu werden, und welche als vernachlässigbar erachtet werden? Welche Rolle spielen dabei die Arbeits- und Produktionsbedingungen des eigenen wissenschaftlichen Feldes?
- Wenn Relevanz und somit immer auch Irrelevanz stetig hergestellt wird, gibt es eine legitime ‚Relevanz der Irrelevanz’?
- In welchem Verhältnis stehen theoretisches und empirisches Arbeiten und worin liegt ihre jeweilige Relevanz?
- Welchen Beitrag sollte und könnte nicht nur der (zumeist verspätete) Bezug auf dominierende Debatten der angelsächsischen Sozial- und Kulturwissenschaften, sondern auch auf jene weniger beachteten Arbeiten aus anderen Theorietraditionen und geographischen Kontexten inspirierte Arbeiten leisten?
- Welche Rolle spielen außerakademische Akteure, Wissens- und Praxisformen bei der Produktion von ‚relevantem’ Wissen?
- Welche Potentiale und Herausforderungen bringen Einsichten und analytische Methoden der Neuen Kulturgeographie für die didaktische Praxis und Ausbildung an (Hoch-)Schulen mit sich?
Wir begrüßen Beiträge, die diese Fragen analytisch, kritisch, provokativ und/oder illustrativ aufgreifen und diskutieren. Des Weiteren sind, wie üblich, auch Beiträge willkommen, die sich in verwandten oder anderen Themenfeldern bewegen.
Vorschläge für Tagungsbeiträge in Form von Sitzungen, Vorträgen, Paneldiskussionen, Postern und weiteren Formaten in deutscher oder englischer Sprache werden gerne entgegengenommen.
Abstracts (im Umfang von 400 Wörtern) sind dazu bis zum 31. Oktober 2016 per E-Mail an nkg@uni-bayreuth.de zu senden. Die Rückmeldung über die Aufnahme in das Programm erfolgt bis Anfang Dezember 2016.
Ab Anfang November 2016 ist die Anmeldung zur Tagung möglich. Die Tagung findet von Donnerstag, 26. Januar 2017 (Beginn ca. 18 Uhr) bis Samstag, 28. Januar 2017 (Ende ca. 15 Uhr) am Geographischen Institut sowie im Iwalewahaus der Universität Bayreuth statt. Neben einer Podiumsdiskussion zum übergeordneten Thema und verschiedenen Themensitzungen freuen wir uns, Gillian Rose (The Open University) für einen Keynote-Vortrag begrüßen zu dürfen.
Das Organisationsteam der NKG XIV